Generalversammlung: Energiegenossenschaft Vogelsberg eG präsentiert sehr gute Zahlen und zukunftsweisende Projekte
VOGELSBERG/GEMÜNDEN (pm). Im zwölften Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die Energiegenossenschaft Vogelsberg eG (EGV) als starker regionaler Player: Mitgliederwachstum, Bilanzrekord und eine „Projektpipeline“, die es in sich hat – darüber konnten sich die Mitglieder der Genossenschaft anlässlich der Generalversammlung vor wenigen Tagen freuen, die in der Mehrzweckhalle in Gemünden stattfand. Aufsichtsratsvorsitzende Ulrike Seip begrüßte knapp zweihundert der inzwischen 1373 Genossinnen und Genossen sowie zahlreiche Vertreter aus den Kommunen und kooperierenden Organisationen. Von der Genossenschaft saß neben ihr ihr Aufsichtsratskollege Frank Rechmann sowie der gesamte Vorstand auf dem Podium. „Das Geschäftsjahr 2022 zeigt, dass die EGV in guter Form ist“, freute sich die Aufsichtsrätin, auch wenn ein großer Teil der Bedeutung der nachhaltigen Wertschöpfung und damit des Erfolgs der EGV mit den Krisen in der Welt zu tun habe. Die Bedeutung von Energieautonomie auf der einen Seite und von nachhaltiger Energiegewinnung auf der anderen Seite seien klar erkennbar und unterstrichen das Wirken der EGV, waren sich auch die Redner nach Seip einig.
Bevor der Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführer Günter Mest berichtete, begrüßte Gemündens Bürgermeister Daniel Müller die Versammlung in seiner Gemeinde. Die Genossenschaft sei Teil der Sicherheit, der Nachhaltigkeit und der Zukunft, sagte der Rathauschef und warb für mehr Akzeptanz für erneuerbare Energien – auch für Windkraft – in der Region. Ein Aufstellungsbeschluss für einen Energiepark in Rülfenrod sei gefasst, so Müller, der sich auf die Kooperation mit der EGV freue.
Günter Mest stellte sodann Struktur und Aktivitäten der inzwischen sehr breit aufgestellten Genossenschaft vor: Unter der Mutter EGV agieren die VOBEG Sonne GmbH & Co.KG, die VOBEG Projekt GmbH, die VOBEG Energie GmbH sowie die VOBEG Wind GmbH in verschiedenen Arbeitsfeldern. Unter den Ergebnissen, die Mest präsentierte, stach die um fast hundert Prozent gestiegene Einspeisevergütung der VOBEG Sonne im Vergleich zum Vorjahr hervor, bedingt durch höhere Preise, die am Markt erzielt werden konnten. Die EGV konnte mit ihren Photovoltaikanlagen im Berichtsjahr insgesamt mehr als zehn Millionen Kilowattstunden einspeisen und dafür mehr als zwei Millionen Euro erwirtschaften – ein Plus von 81 Prozent im Vorjahresvergleich. Die VOBEG Energie hält auch Beteiligungen an mehreren Windparks außerhalb des Vogelsbergs. Windkraftprojekte in der Region sind die Beteiligung an den Windparks Kirtorf und Arnshain-Wahlen. Aus der Windkraft konnte die EGV im Berichtsjahr 27 Millionen Kilowattstunden einspeisen und dafür knapp vier Millionen Euro einnehmen – ebenfalls ein Plus von 83 Prozent.
„Wir haben im Jahr 2022 somit über 37 Millionen Kilowattstunden eingespeist“, resümierte Mest, „und damit 22,5 Tonnen CO2 eingespart und etwa 10.725 Haushalte mit Strom versorgt.“
Mest erwähnte auch, dass die Tochterunternehmen der EGV bei diesem Ergebnis mehr als 280 000 Euro an Steuerleistungen abgeführt haben: „14 000 Euro davon blieben als Gewerbesteuer hier in Gemünden für den Solarpark in Ehringshausen, der erst – ebenso wir der in Neustadt – im Berichtsjahr ans Netz gegangen ist.“
Vorstandsmitglied Udo Pfeffer blickte auf die positive Entwicklung der EGV als solche: Zweihundert neue Mitglieder konnte sie im Berichtsjahr verzeichnen. Damit stiegen auch die Anzahl der gezeichneten Geschäftsanteile und Nachrangdarlehen, wie Pfeffer ausführte. Nach Darlegung aller Kennzahlen konnte er den Jahresüberschusses der EGV in Höhe von 281 600 Euro verkünden. Diese Summe ermöglichte einen Dividendenvorschlag von fünf Prozent. Der Auszahlung dieser Dividende an die Mitglieder stimmte die Versammlung später einstimmig zu.
Pfeffers Ausführungen folgten der Bericht des Aufsichtsrats, zu dem sich wieder Ulrike Seip ans Rednerpult begab, die Bekanntgabe der gesetzlichen Prüfung sowie die Beschlussfassungen zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Ebenso beschloss die Versammlung eine Anhebung der Kreditgrenze der EGV an Schuldner. Geschäftsführer Mest hatte zuvor die Notwendigkeit erläutert, die sich aufgrund der im Vergleich zur Gründung der EGV und letzten Festsetzung der Kreditgrenze im Jahr 2012 stark angewachsenen Genossenschaft mit ihren Töchtern ergibt: Der heutigen Bilanzsumme von knapp fünfzehn Millionen Euro standen damals 86 000 Euro gegenüber, die 190 Mitglieder hatten 923 Geschäftsanteile gezeichnet. Deren Anzahl ist im Berichtsjahr auf 31 371 gewachsen. Aus diesem Grund und weil viele Aktivitäten auf die EGV warten, ist auch die Anzahl der Mitarbeiter im neuen Sitz der EGV in Alsfeld am Fulder Tor angewachsen. Wie Ulrike Seip bekannt gab, sind jetzt neben dem hauptamtlichen Vorstand noch drei Angestellte dort beschäftigt.
Durch die turnusgemäßen und durch Rücktritte bedingten Wahlen in den Aufsichtsrat führte Vorstandsmitglied Norbert Reinhardt. Turnusgemäß schieden Lothar Bott, Hans-Gerhard Gatzweiler und Dr. Birgit Richtberg aus. Sie stellten sich zur Wiederwahl, die die Versammlung beschloss. Martin Hank, der ebenfalls turnusgemäß ausschied, stellte sich nicht zur Wiederwahl; ebenfalls auf eigenen Wunsch schieden Norbert Lautenschläger und Björn Müller aus dem Gremium aus. Sie alle würdigten die Verdienste der EGV und die zukunftsweisenden Aktivitäten. Als Mitglieder blieben sie der Genossenschaft treu, sagten die drei, bei denen sich Vorstand und Aufsichtsrat ausdrücklich mit einem Geschenk bedankten. Mit René Paulus aus Homberg wählte die Versammlung ein junges Gesicht in den Aufsichtsrat, der nun aus zwölf Mitgliedern besteht.
Hochinteressant wurde zum Abschluss der Generalversammlung der Part von Vorstandsmitglied Lorenz Kock: Er präsentierte die „Projekt-Pipeline“ der EGV und nannte hier die geplanten Aktivitäten und Beteiligungen der Genossenschaft: Beteiligungen hält oder plant die EGV am Windpark Erbenhausen, an der Solar-Kooperation Schlitz, an der Erweiterung des Windparks Kommunalwald Kirtorf und am Windpark Goldener Steinrück in Ulrichstein. Die EGV-Töchter VOBEG SONNE und VOBEG Wind werden den Solarpark Neustadt, den Windpark Neustadt und den Solarpark Dirlammen betreiben.
Angesichts der neuen Situation im Bereich der Erneuerbaren Energien und hier insbesondere der Errichtung von Solarparks erinnerte Kock daran, dass zu Beginn dieser Form der Energiegewinnung und vor Gründung der Energiegenossenschaft so gut wie alle Wertschöpfung von externen Investoren aus der Region hinausgetragen wurde. „Es gibt jetzt einen großen Druck, hier aktiv zu werden. 1400 Hektar Land, also ein Prozent der Oberfläche des Kreises, sollten im Vogelsberg für Solarparks verwendet werden. Diese Fläche wird von vielen überregionalen Akteuren entdeckt und begehrt.“ Kock appellierte an Eigentümer und Kommunen, sich nicht von den Angeboten externer Investoren blenden zu lassen, sondern gemeinsam mit den Energiegenossenschaften die Wertschöpfung dauerhaft in der Region zu lassen: „Uns kennen Sie, unsere Gesichter und unsere Namen, und wir sind immer noch hier, wenn die Investoren mit ihrem Gewinn schon längst wieder weg sind.“
Auch aus der Versammlung wurden schließlich innovative Anregungen an die EGV herangetragen, darunter der gemeinschaftliche Einkauf von PV-Anlagen-Elementen für den privaten Sektor oder die Gründung einer Erdbohr-Firma für die Nutzung von Erdwärme.
Neue Geschäftsfelder stehen also vor der Tür der Genossenschaft, die, wie Aufsichtsratsvorsitzende Seip abschließend feststellte, „die Weichen für die Zukunft gestellt hat.“