Seit nunmehr mehr als zehn Jahren existiert die Energiegenossenschaft Vogelsberg. Mit mittlerweile rund 1.200 Mitgliedern realisiert und betreibt diese Freiflächenphotovoltaik- und Windkraftanlagen in mehreren Vogelsberger Kommunen. Über die Arbeit der Energiegenossenschaft und aktuelle Projekte informierten sich dieser Tage der SPD-Kreisvorsitzende Patrick Krug und sein Stellvertreter Maximilian Ziegler, der zugleich auch Vorsitzender des Ausschusses für Bauen, Klima, Umwelt und ländlichen Raum im Kreistag ist. Gemeinsam mit den beiden Vorstandsmitgliedern der Energiegenossenschaft Vogelsberg, Günter Mest und Udo Pfeffer, sprachen beide auch über die Chancen und Potenziale der Energiewende für den Vogelsbergkreis.
„Das Besondere an unserem Modell ist, dass durch die Genossenschaft nicht irgendein weit entfernt sitzender Projektierer Geld verdient, sondern der Ertrag aus Sonnen- und Windstrom in der Region bleibt und so neben unseren Mitgliedern auch die Kommunen profitieren. Alleine im Jahr 2020 konnte eine Wertschöpfung von rund einer halben Millionen Euro im und für den Vogelsberg generiert werden“, erläuterte Günter Mest den Mehrwert des Geschäftsmodells. Auch könne so die Akzeptanz von Projekten vor Ort gesteigert werden. Denn nicht nur Gewerbesteuereinnahmen kämen unmittelbar den Standortkommunen zu Gute, sondern es bestünde auch die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, als Mitglied der Energiegenossenschaft vor Ort zu investieren.
„Die Antwort auf den menschengemachten Klimawandel als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist sicherlich kein Comeback der gefährlichen und unwirtschaftlichen Atomenergie. Wir brauchen vielmehr auf allen Ebenen größere und schnellere Anstrengungen, auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Es stimmt, dass bereits heute im Vogelsberg mehr grüner Strom produziert als rechnerisch hier verbraucht wird. Wer daraus aber den Schluss zieht, dass man bereits genug getan habe, ignoriert die längst spürbaren Auswirkungen des Klimawandels und die Notwendigkeit jetzt entschieden zu handeln. Eine solche Position lässt auch das enorme wirtschaftliche Potenzial für unseren Kreis liegen, das in erneuerbaren Energien steckt“, betonte Patrick Krug. So böte der Vogelsbergkreis mit seinem weitläufigen Platzangebot gute Voraussetzungen für eine finanziell sinnvolle Produktion erneuerbarer Energien. Das sei eine große Chance für den Landkreis, denn wenn der Ertrag aus Sonnen- und Windenergie vor Ort bleibe und damit den Menschen zu Gute komme, sei das ein entscheidender Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Region. „Wenn wir als Land die Energiewende schaffen wollen, bedarf es der Kraftanstrengung aller. Eine besondere Verantwortung kommt dabei sicherlich der öffentlichen Hand zu, die hier auch Vorbildcharakter hat. So hat beispielsweise der Landkreis trotz all dem Guten was bereits gemacht worden ist noch Potenzial nach oben bei seinem Beitrag zur Energiewende. Auch wenn die finanziellen Spielräume eng sind, kann gemeinsam mit Partnern sicherlich in Zukunft noch manches mehr realisiert werden“, machte Krug seinen Standpunkt deutlich.
Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darin, dass es für den notwendigen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich sei, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen. „Wenn wir uns wirksam dem Klimawandel entgegenstellen wollen, dann darf es nicht vier, sechs oder acht Jahre dauern bis eine Windkraftanlage rechtssicher gebaut werden kann. Das schadet nicht nur dem Klima, sondern bremst auch Investitionen in Regionen wie unserer. Deshalb ist der Ansatz der neuen Bundesregierung, Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen zu wollen und gesetzlich den Vorrang von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien festzuschreiben, sinnvoll und richtig“, betonte Maximilian Ziegler. Natürlich sei nicht jeder denkbare Standort für eine Photovoltaik- oder Windkraftanlage auch sinnvoll und es brauche vor allem gesellschaftliche Akzeptanz, für die man vor Ort werben müsse. „Aber umgekehrt darf auch nicht stets der zeitweise Verlust von Ackerland oder ein vermeintlicher Artenschutz den Ausschlag gegen solche Projekte geben. Denn am besten trägt man zur Zukunft der Landwirtschaft und dem Artenschutz bei, indem man etwas gegen den Klimawandel tut“, erklärte Ziegler abschließend.